Natürliche Wälder sind die Wiege der Artenvielfalt. Als komplexe Ökosysteme nehmen sie global Einfluss auf das Grundwasser, das Klima und die Lebewesen, die allesamt in einer direkten Wechselwirkung miteinander stehen. Naturnahe Wälder sind voller verschiedener Lebewesen und mit den in ihnen vorkommenden Tier-, Pflanzen-, Holz- und Energievorräten Garanten unserer Gesellschaften. Jede einzelne Pflanze und jedes einzelne Tier erfüllen in diesem Ökosystem eine bestimmte Aufgabe. Die wechselseitigen Beziehungen zwischen allen Lebewesen im Wald prägen ihr Leben und fortlaufende Evolution.

Patient Wald

Entgegen aller internationaler Bemühungen werden weltweit immer mehr Waldflächen vernichtet. Bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow verpflichteten sich 2021 vor diesem Hintergrund, die Klimaerwärmung auf unter 2°C zu begrenzen und 145 Staats- und Regierungschefs stimmten zu, den Waldverlust bis 2030 zu stoppen und umzukehren. 2022 gingen insgesamt 4,1 und 2023 3,7 Mio. Hektar Primärwald in den Tropen verloren. Dem folgten Dürren und Überschwemmungen, weil der Waldverlust die Wettermuster ungünstig beeinflusst. Der Klimawandel sowie die Änderung der Landnutzungsform führen auch zu einem erheblichen Verlust der Artenvielfalt. Um die 150 Tier- und Pflanzenarten sterben täglich aus. Eine Vielzahl an Wissenschaftler*innen ist überzeugt davon, dass „… die nächsten zehn Jahre entscheidend sein werden im Kampf gegen den Klimawandel und das weltweite Artensterben.“ Hier mehr dazu.

Um dem globalen Artensterben entgegenzuwirken, erklärte die UN die Jahre 2011 bis 2020 zur Dekade der Biologischen Vielfalt. Abgelöst wurde diese von der neuen UN-Dekade zur Wiederherstellung der Ökosysteme für die Jahre 2021 bis 2030.

Deutscher Wald im Klimastress

Unsere heimischen Wälder sind durch die zunehmenden Extremwetterereignisse, die starken Stürme, langanhaltenden hohen Temperaturen sowie die damit einhergehende Trockenheit der letzten Jahre (2018-2022) extrem geschwächt. Baumschädlinge finden daher optimale Bedingungen vor und verbreiten sich rasend schnell. Der Anteil der Insektenschäden am durch Waldschäden verursachten Holzeinschlag erreichte 2021 mit 81,4 % einen vorläufigen Höchststand, 2022 lag er bei 59,9 %.
Neben der massenhaften Vermehrung der Baumschädlinge führen mittlerweile aber auch die andauernde Trockenheit sowie die sommerliche Hitze zu erheblichen Vitalitätsschäden in den Wäldern. Die Waldzustandserhebung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Waldzustandserhebung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) offenbart, dass sich die Vitalität der Wälder seit Beginn der Datenerhebungen 1984 auf dem höchsten Schadniveau befindet. Nur ein gerninger Anteil der Bäume weist aktuell keine Verlichtung der Baumkronen auf.

Nach Expertenschätzung müssen in den nächsten Jahren ca. 500.000 ha wiederbewaldet werden. Die z.T. großflächige Räumung der Schadflächen (meist ehemalige Nadelwälder) ließ Kahlflächen entstehen, die sich über mehrere Tausend Hektar erstrecken und eine verheerende Wirkung auf die Bodenqualität haben. Die nicht mehr vorhandenen Bäume lassen den Waldboden gegenüber Sonneneinstrahlung und Wind schutzlos zurück. In der Konsequenz werden Bodenerwärmung und -austrocknung begünstigt, was sich negativ auf dessen Funktions- und Regenerationsfähigkeit auswirkt. Die Erosion wertvollen Oberbodens (Humus) beeinträchtigt die Wasser – und Nährstoffspeicherkapazität des Bodens.

Ausgetrocknete Böden verhärten, können daher weniger Wasser speichern und in die grundwasserführenden Schichten leiten. Erhöhte Niederschläge führen dann zu einer Vernässung und diese wiederum zur Bodenverdichtung. Wasser, das nicht mehr vom Boden aufgenommen werden kann, fließt oberirdisch ab anstatt in die grundwasserführenden Schichten zu gelangen. Gleichzeitig hat der Verlust an Humus negative Auswirkungen auf die Vitalität und Aktivität einer Vielzahl an Mikroorganismen, deren Aufgabe darin besteht, die vielschichtigen Bodenprozesse/-funktionen aufrecht zu erhalten. Der Verlust an organischer Bodensubstanz führt zudem zur Freisetzung von CO².

Quellennachweise:

https://research.wri.org/gfr/latest-analysis-deforestation-trends

https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/anpassen-oder-aussterben-was-klimawandel-und-landnutzung-fuer-die-artenvielfalt-bedeuten/

https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Wald-Holz/_inhalt.html

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